Ilhabela, Nov 2012 – Mit dem Paquera – Fluß machten Bianca und ich bereits im Februar 2009, im Rahmen eines Wasserfall – Wochenendes auf der Ilhabela, bekanntschaft. Dieser kleine Strom entspringt auf etwa 700 Meter Höhe, verläuft durch das Tal südlich des Baepi – Berges und mündet bei Perequê in den Kanal von São Sebastião.
Im Gegensatz zum Baepi, kennt den Paquera – Fluß und dessen Trails, zumindestens unter diesem Namen, so gut wie niemand, was man auch daran erkennen kann, daß in Google Earth in dieser Region fast keine Fotos vorhanden sind.
Bianca und ich waren damals auf der Suche nach dem Bananal do Quilombo – Wasserfall, dem Namen nach ein Ort, wo sich früher flüchtige afrikanische Sklaven vor den Kolonialherren versteckten und zu ihrem Überleben dort Bananen anpflanzten.
Der Wasserfall liegt auf etwa 330 Höhenmetern und typischerweise läuft man an dem Zubringertrail ersteinmal vorbei, bis man dann auf etwa 400 Höhenmetern im wahrsten Sinne des Wortes im Wald steht.
So auch wir damals, Trails waren keine mehr ersichtlich und da es bereits relativ spät und gruselig war, kehrten wir damals von dieser Stelle um. Allerdings fiel mir damals bereits ein weißer Schimmer in den Tiefen des Regenwaldes auf, der eine weitere Wasserfallstufe vermuten ließ.
Nur 2 1/2 Jahre später, mittlerweile mit festem Wohnsitz auf der Insel, packte mich gegen 14:00 bei schönstem Wetter der Teufel bzw. der Drang, diesen Schimmer bzw. Wasserfall zu suchen.
Hals über Kopf packte ich meine Sachen zusammen, schmiß alles ins Auto und fuhr zum Trail – Head in Itaguaçu. Trotz der zahlreichen Verzweigungen im unteren Teil, konnte ich mich noch relativ gut erinnern, kam gut voran und stand nach etwa 1 1 / 2 Stunden wieder an derselben Stelle, wie vor 2 1 /2 Jahren. Und das beste: auch der Schimmer war noch da.
Trotz GPS, entschied ich von da ab, alle 20 m ein gelb – schwarz – gestreiftes Plastikband an die Bäume zu knoten, eine gute Idee, wie sich später herausstellte. Dem etwas holprigen Abstieg folgte dann auch der Wasserfall, der zu meiner Enttäuschung allerdings für brasilianische Verhältnisse etwas mau war. Was mich allerdings mehr irritierte war der Umstand, daß plötzlich das GPS mausetot war. Da alles an diesem Nachmittag ganz schnell gehen mußte, hatte ich a) nicht geprüft ob die Batterien die Nacht vorher auch vollständig aufgeladen waren und b) kein zweites Paar Batterien eingepackt, was ich normalerweise immer tue.
Als ich gegen 17:30 immer noch auf der Suche nach dem Trail, mehr oder weniger orientierungslos durch den Wald tappte, war mir dann doch etwas mulmig zumute. Nur einem kurzen aufflackern des GPS, für ein Paar Sekunden war es zu verdanken, daß ich den Trail schließlich wiederfand, ansonsten hätte ich wahrscheinlich dort übernachten können. Gegen 19:00 war ich dann wieder zu Hause, allerdings zu meinem Entsetzen ohne meinen Schlüsselbund.
Etwa gegen Mitternacht, fiel mir im dann Halbschlaf ein, daß ich dieser wohl beim hektischen Herausziehen des Plastikbandes aus dem Rucksack gefallen sein mußte. Was wieder einmal beweist, daß man diejenigen Dinge, die man nicht während der Tour verwendet, von denen, die man verwendet, im Rucksach zu trennen hat. Nach 20 Jahren bergsteigerei hätte mir dies eigentlich klar sein müssen, aber wie gesagt, es mußte eben alles ganz schnell gehen.
So konnte ich am nächsten Tag wieder dort hoch, diesmal mit Turnschuhen, da meine Bergstiefel ja im abgeschlossenen Gartenhaus lagen, daß ich am Vorabend verschloß, weil ich annahm, Bianca hätte noch einen Zweitschlüssel. Da Bianca mit dem Auto in SP war, fuhr ich diesmal mit dem Bus zum Trail. Entgegen meiner Befürchtungen, stundenlang den Schlüssel im Regenwald suchen zu müssen und evtl. gar nicht zu finden, rannte ich auf etwa 400 Meter Höhe exakt in ihn hinein.
Erleichtert und mit ausreichend Zeit, nutzte ich die nächsten Stunden für weitere Erkundungen. Und siehe da, ganz nach dem Motto “das Glück dem Tüchtigen”, fand ich nach ein paar Metern Unterholz eine Fortsetzung des Trails, die zu weiteren Wasserfallstufen und Pools auf etwa 500 Höhenmetern führte. Ich bin mir nicht sicher, ob es von dort aus weitergeht, aber da meine Turnschuhe nicht so richtig schlangenfest waren und für den Nachmittag ein Temperatursturz vorrausgesagt war, siegte schließlich die Vernunft und ich drehte von dieser Stelle um.
Am Nachmittag erkundete ich dann noch die unteren Wasserfallstufen bzw. Seitentrails und war gegen 17:00 zu Hause. Bis auf den Wettersturz, dem ich dann doch nicht entging, ein gelungener Tag.