Paraná, 2005 – Den Trail durch die RPPN do Sebuí , ein Naturschutzgebiet in Privatbesitz, an der Küste des Bundesstaates Paraná, lernte ich bereits 2003 / 2004 kennen und wiederholte ihn dann (irgendwann) in 2005 mit meinem damaligen Arbeitskollegen Peter Englschall.
Um Zeit zu gewinnen, fuhren wir damals den Tag zuvor bereits von Curitiba aus runter zum Meer, wo wir in der kleinen Kolonialstadt Morretes übernachteten. Am nächsten Vormittag setzten wir mit dem Boot, noch vor Sonnenaufgang, von der Hafenstadt Paranaguá, in den Fischerort Guaraqueçaba über. Guaraqueçaba ist der letzte Hauch an Zivilisation vor den scheinbar unendlichen Mangroven- und Restingawäldern in Richtung Norden.
Hier erwartete uns schon einer der Eigentümer des Reservates und Tour – Guide João Amadeu. Dazu muß man wissen, João ist nicht sehr groß, wirkt körperlich etwas schwach, ist bereits im fortgeschrittenen Alter und als er so in Gummistiefeln am Pier vor uns stand, fragte Peter nur: “Was, der Kleine soll unser Führer sein?”.
Umgekehrt fragte João, der mich ja schon vom letzten Mal kannte, Peter aber nicht, ob mein Freund denn fit genug wäre, denn aufgrund der Gezeiten stände nicht viel Zeit zur Verfügung. Ja, ja sagte ich, kein Problem, der trainiert immer am Baggersee.
Also stiegen wir in sein kleines Boot mit Außenborder und los gings durch die Mangrovenarme des Nationalparks Superagüi zum Trail – Head. Dort angekommen, verankerte João das Boot und ab gings in den Regenwald. Der erste Teil des Trails verläuft durch ziemlich flaches Gelände, so daß wir (bis auf eine kurze Begegnung mit einer Schlange) gut vorankamen. “Ist toll hier” sagte Peter, noch in vollem Tatendrang.
Die Temperatur dürfte bei um die 30 Grad C gelegen haben, hohe Luftfeuchtigkeit und so war es kein Wunder, daß wir nach einer halben Stunde bereits klatschnaß waren. “Der legt aber ein ordentliches Tempo vor” sagte Peter nach etwa einer Stunde.
Nach etwa 2 Stunden war der “sichtbare” Teil des Trails dann weitestgehend zu Ende und so ging es mit dem Buschmesser, von da ab, durch Bambus- und anderweitiges Dickicht, nur noch bergauf. João ist übrigens der einzige in der Region, der solche Touren macht und sagte uns, daß er selbst diesen Trail vor uns, vielleicht 5 Mal in seinem Leben gemacht hätte.
Nach ca. 1 1/2 Stunden waren wir dann oben, eine kleine Kuppe auf João´s Aussichtsberg, knapp über 400 Höhenmetern, die einzige weit und breit, von der man einen 360 Grad – Blick über das gesamte Lagamar hat. “Ob es meinem Freund gefällt” fragte João, der sich wunderte, daß Peter schwitzend am Boden saß. “Doch doch” sagte Peter, “ist toll hier” er müsse sich nur kurz ausruhen.
Länger als 10 Minuten hatten wir leider sowieso nicht da oben, denn João war besorgt wegen der Zeit. “Was, gehts schon wieder los?”, fragte Peter. Bei zügigem Schritt benötigt man für den Rückweg dann noch einmal etwa 3 Stunden und passiert als Belohnung, gegen Ende des Trails, drei prächtige Wasserfälle des Reservates, einer schöner als der andere.
Je mehr wir uns dem Boot näherten, desto schneller wurde Gummistiefel – João und Peter und ich kamen kaum noch hinterher. Selbst fürs trinken blieb keine Zeit mehr, ich erinnere mich als Peter und ich uns an einer der letzten Wasserstellen kurz erfischen wollten, Peter empört feststellte: “Guck mal, wo der schon wieder ist…” Gemeint war João, der schon wieder im Wald verschwunden war.
Die Eile hatte natürlich seinen Grund, denn als wir am Boot ankamen, lag dieses bereits auf Grund, weil ein Großteil des Wassers mit der Ebbe abgeflossen war. Nur mit Mühe bekamen wir es wieder ins Wasser geschoben und selbst als wir wieder schwammen, den Mangroven – Arm verlassen hatten und endlich wieder auf einer der größeren Wasserfläche waren, setzten wir fortlaufend auf Grund auf.
Die Mischung aus Salz- und Süßwasser, eben das Lagamar ist hier so seicht, daß bei Ebbe die Boote auf den Sandbänken aufsetzen. So schoben wir das Boot dann auch mehr, als daß wir fuhren, aber kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir dann schließlich doch Guaraqueçaba. Schade nur, daß ich nicht mehr Fotos von diesem unvergesslichen Tag habe, aber wahrscheinlich wäre dafür ohnehin keine Zeit gewesen.