Serra dos Órgãos

dedo de deus, serra dos órgãosRio de Janeiro, Juli 2009 – Die Travessia des Nationalparks Serra dos Órgãos von Petrópolis nach Teresópolis (oder umgekehrt) ist der Trekking – Klassiker Rio de Janeiros, aber bitte nur bei ausgezeichnetem Wetter.

Das erste Mal konnten Bianca und ich uns davon im Dezember 2008 überzeugen, als wir bei akzeptabler Wettervorhersage (gemischte Bewökung) morgens aus São Paulo wegfuhren und es bei unserer Ankunft Abends in Petrópolis bereits leicht regnete.

Am nächsten Morgen war es warm und diesig, was uns nicht davon abhielt den Aufstieg zu wagen, mit der Hoffnung auf Wetterbesserung. Bei Null Sicht schlugen wir an der, hier als “Isabeloca” bekanntem letztem steilen Anstieg aufs Hochplateau, unser Zelt auf.

Die folgenden 48 Stunden regnete es konstant und als sich nach der zweiten Nacht bereits ein Fluß unter unserem Zelt gebildet hatte, stiegen wir am dritten Tag frustriert und im strömenden Regen ab.

Im Juli 2009 sollte dann alles besser werden. Klasse Wettervorhersage, gute Fahrt, kurze Nacht im Auto, Aufstieg bei strahlendem Sonnenschein und pünktlich zum Sonnenuntergang an den “Castelos”, eine gigantische Ansammlung von Granitblöcken, so groß, daß Sie sogar in Google Earth gut zu sehen sind. Da kam auf einmal Wind auf.

Was zunächst ein leichtes Lüftchen war, entwickelte sich in kurzer Zeit zu sturmartigen Böen, die spontan einsetzten und auch genauso schnell wieder weg waren. Schlafen war nicht möglich, denn ohne die Zeltstangen festzuhalten, wäre es wahrscheinlich zum Bruch gekommen.

Einige Trekker hatten versucht an den Castelos zu campen und als ich früh morgens kurz das Zelt verlies, fragte ich mich, warum einige von Ihnen hektisch mit Stirnlampen auf und ab gingen.

Am nächsten Morgen lüftete sich dann das Geheimnis. Etwa 6 Zelte lagen vom Wind zerfetzt am Boden und die (völlig durchnäßten und verfrorenen) Besitzer waren offensichtlich bereits abgestiegen. Etwa gegen 09:00 waren Bianca und ich die einzigen auf dem Plateau, alle anderen waren verschwunden. Ich erinnere mich, daß ich versuchte den Trail ein wenig fortzusetzen, aber die Windböen am Grat so stark waren, daß ich Angst hatte abzustürzen.

Es folgte die zweite schlaflose Nacht nach dem gleichen Muster. Unberechenbare abrupte orkanartige Böhen, hochschnellen von den Matratzen, Zeltsicherung. Bei einer Böe waren wir leider nicht schell genug und die Zeltstange brach. Am dritten Tag ließ der Wind etwas nach, aber dafür war es nebelig, was bei diesem unübersichtlichen Gelände (selbst die lokalen Guides verirren sich dort ab und zu), den Abstieg bedeutete.

Da wir noch ein paar Tage Zeit hatten, fuhren wir mit dem Wagen um die Serra dos Órgãos herum, quartierten uns in Teresópolis ein und wie es das Schicksal so wollte, hatten wir am vierten Tag wieder strahlenden Sonnenschein.

Mit dem Mut der Verzweiflung stiegen wir am 5. Tag erneut auf, diesmal von Teresópolis aus.

Diesmal hatten wir etwas weniger Gepäck mit, denn unterhalb des höchsten Punktes, der “Pedra do Sino”, steht eine kl. spartanische Hütte, die von 2 jungen Leuten bewirtschaftet wird, die sich im Wochenrhytmus abwechseln. Obwohl dort jede Art von Alkohol offiziell strikt verboten ist, hatten wir eine Flasche Rotwein mit, die wir zur Freude unseres Hüttenwirtes, gemeinsam dann auch schnell leersüffelten.

Dabei erzählte er uns, daß er die Überquerung bereits zweimal dieses Jahr (mit leichtem Gepäck) an nur einem Tag gemacht hätte (Neid).

Wir hatten nicht genügend Verpflegung und Ausrüstung für die gesamte Überquerung dabei, aber (angespornt durch den Hittenwirt) dachte ich, irgendwie könnten wir es, mit leichtem Gepäck, zu den Castelos hin und zurück, an einem Tag schaffen.

Das ging natürlich voll daneben, etwa auf der Hälte verpaßten wir eine Abzweigung und folgtem stattdessen einem anderen Trail, der ins “Nirvana” führte. Zumindestens fand ich auf dem Rückweg den richtigen Trail, der an eine Steigleiter führt, von der es noch etwa 2 – Stunden zu den Castelos sein dürfte.

Insgesamt hat diese Travessia nicht den Schwierigkeitsgrad von z.B. Marins – Itaguaré in SP, einfach weil Sie viel öfter begangen wird, aber das Gelände ist sehr ähnlich, unübersichtlich, viele Verzweigungen und an einigen Stellen sollte man besser ein Seil mit haben.

Mittlerweile wurde an den Castelos eine zweite Hütte eingeweiht, was der Überquerung auf der einen Seite ein wenig einfacher macht, ihr auf der anderen Seite aber auch ein wenig den Charme nimmt.

About Frank Segieth

Seit 2007 unabhängiger Autor, Fotograf und Tour - Guide im brasilianischem Küstenregenwald / (Mata Atlântica).
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